Das ambitionierte Ziel hat das
Bundesumweltministeriums (BMU) in einem Strategiepapier festgelegt. Doch
bis die erste Windmühle im Sand vor der deutschen Küste einbetoniert
wird, müssen noch viele Fragen geklärt werden: Naturschützer
verweisen auf die möglichen Gefahren für die Tierwelt, die von den bis
zu 130 Meter hohen Anlagen ausgehen könnte. Offen sind noch viele
technische Fragen; wie können die Windräder den verschärften
Witterungsbedingungen von Wind und Meer trotzten. Ungeklärt ist auch
die Einspeisung des Windstroms. Um frischen Wind in die Diskussion zu
bringen, hat das BMU ein Strategiepapier vorgelegt.
In dem Papier werden neben einem Stufenplan über die schrittweise
Einführung der so genannten Offshore-Windparks Versuchsflächen für
Pilotanlagen vorgeschlagen (Karten und Strategiepapier siehe Linkliste).
Bis 2030 sollen nach Plänen des BMU rund 15 Prozent des Stromverbrauchs
in Deutschland durch Windparks auf See gedeckt werden. In der letzten
Ausbaustufe sollen 20.000 bis 25.000 Megawatt (MW) gewonnen werden. Ein
ambitioniertes Vorhaben: Weltweit dreht sich bisher kein einziges
Rotorblatt im Seewind. Projekte in Skandinavien und Großbritannien, die
von ihren Betreibern gerne als Offshore-Anlagen gepriesen werden, gelten
bei Experten allenfalls als Onshore-Mühlen mit nassen Füßen.
Behörde
verärgert
Die Pläne des BMU sind bei den Beteiligten auf reges Interesse
getroffen - aber nicht nur auf positives. Einer, der sich sehr über die
Pläne geärgert hat, ist Christian Dahlke. Der Jurist ist beim
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) für Genehmigung für
Bauvorhaben in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zuständig.
Dieses Gebiet liegt zwar außerhalb der 12-Meilen-Zone, die
wirtschaftlichen Rechte liegen aber bei Deutschland. Jurist Dahlke sei
nicht vor Veröffentlichung der Karten vom BMU informiert worden und
daher verärgert gewesen, sagt ein Insider. Und auch der Leiter der
Hamburger Behörde reagierte auf einer vom Ministerium organisierten
Offshore-Konferenz verschnupft: "Die vom BMU vorgeschlagenen Karten
sind nicht bindend." Prinzipiell begrüßte er aber das
Strategiepapier. Letztendlich hebt oder senkt das BSH den Daumen über
die milliardenschweren Genehmigungsanträge. Der Insider vermutet, dass
das BMU mit dem Strategiepapier Druck ausüben wollte.
Bisher sind 15 Anträge bei der Behörde eingegangen. "Keiner
ist entscheidungsreif", sagte Ehlers. Die Flächenvorschläge des
Ministeriums werden sicher nicht in der Form realisiert werden. Ein
vorgeschlagener Abschnitt in der Nordsee wird von einer
Hauptschiffahrtsrouten gekreuzt - ein klares Ausschlusskriterium. Außerdem
dürfe nicht die Umwelt durch die Windparks belastet werden. Fischerei
und Tourismus seien hingegen keine Gründe, warum ein Offshore-Park
nicht genehmigt werde, sagte Ehlers.