TRADING-Verhalten
von Börsenteilnehmern: Beobachtungen und Analysen
- Das Verhalten beim in Abgrenzung
zum "DAY-Trading" und zur übrigen kurz-, mittel-
und langfristigen
"KFT Trading®"
SPEKULATION das situationsabhängige TRADEN
- Institutionelle Investoren: - in Bearbeitung -
- Private "Börsianer":
Die heute besser verdienenden, geburtenstarken Jahrgänge der frühen
60er Jahre
haben Liquidität in den Markt "geschwemmt". Auch
mehren sich naturbedingt die
allgemein finanziell wesentlich besser ausgestatteten Erbfälle.
Viele befinden sich
wegen des niedrigen Zinsniveaus in einem Anlagenotstand. Zudem
haben die
vielen, vor allem aber die großen Neuemissionen mit ihren
massiven Werbekam-
pangen und deren rasanten Kursentwicklungen sowie die tägliche
umfassende
Börseninformationen den rasanten Anstieg bei der Anzahl der Börsianer
auch in
Deutschland verursacht.
Eine Gefahr eines größeren Crashs ist wohl erst dann
wahrscheinlicher, wenn die
heutigen Anleger begännen, ihr Geld wieder abzuziehen und zu
konsumieren oder sich
ungünstige Verläufe anderer Weltbörsen auf Europa oder
Deutschland auswirken
würden. Zinserhöhungen, die früher als Gift für die Börse
angesehen wurden, scheinen
dagegen kaum noch negative Auswirkungen auf diese auszuüben, zumal sie
i. A. zur
Zeit eher gering ausfallen. Die positive Differenz zwischen den
niedrigen Zinssätzen und
den Erträgen bei den gefragten Titeln ist einfach zu groß.
PSYCHOLOGIE der privaten Börsianer
Gerade an der Börse, wo
eigentlich Besonnenheit, emotionsloses Kalkül und Berechnung
vorherrschen sollten, übernehmen oft die Emotionen der
Marktteilnehmer die Herrschaft über die Kursentwicklung. Der Grund ist
dabei eigentlich leicht nachzuvollziehen. An der Börse geht es um sehr
viel Geld - da ist es kein Wunder, dassGefühle wie Angst, Gier oder
Hoffnung nicht selten die Kurse bestimmen. Doch auch diese Börsenpsychologie
läßt sich durchschauen und meistern, wenn man einige, typische Verhaltensweisen
kennt und sie richtig einordnen kann. Dazu die erste Regel:
Psychologisch motivierte
Reaktionen äußern sich zumeist durch schlagartige, starke
Kursbewegungen mit riesigen Umsätzen. Eine zügellose Hausse ist ebenso
ein Machwerk der Börsenpsychologie wie ein Börsencrash. Wichtig ist
dabei zu wissen: Mittelfristig wird sich immer die Logik und
Besonnenheit durchsetzen, während die Emotionen an der Börse regelmäßig
eine nur sehr begrenzte Lebensdauer haben. Und daher ist es wenig
verwunderlich, daß ein Börsencrash für diejenigen Anleger eine ideale
Gelegenheit für riesige Gewinne darstellt, die sich von der allgemeinen
Panik abkoppeln können und in aller Ruhe die Wertpapiere einsammeln,
die andere angsterfüllt zu Schleuderpreisen verkaufen! Und das führt
gleich zu einer weiteren Regel der Börsenpsychologie:
Die Mehrheit der Anleger
liegt immer falsch. Es ist belegt, daß nur ein sehr kleiner Prozentsatz
der Anleger zu den dauerhaften Gewinnern gehört. Und dabei ist es gar
nicht so schwer, wenn man weiß, wo das Problem liegt:
Die überwiegende Mehrheit kauft nun
einmal erst dann Aktien, wenn die Kurse bereits sehr stark und lange
gestiegen sind. Denn das gibt Ihnen das trügerisch sichere Gefühl, daß
es nun "ewig" so weitergehen wird. Und genauso sehen viele
Anleger erst einmal wochen- oder monatelang zu, wie die Kurse fallen,
bevor sie die Hoffnung aufgeben und am Ende entnervt verkaufen -
meistens kurz, bevor die Kurse wieder steigen.
wäre es gewesen, schon bei kleineren Verlusten
auszusteigen, wenn sich die Börsenlage verschlechtert - und dann
einfach abzuwarten, bis der Zeitpunkt zum Neueinstieg gekommen ist.
Es ist altbekannt, daß
die Schwankungen der Börsen oft nur auf diese Phänomene der Börsenpsychologie
zurückzuführen sind: Angst, Gewinne zu verpassen, Hoffnung, daß sich
die Kurse wieder erholen werden, die Gier, noch mehr zu kaufen um noch
mehr Gewinn zu erzielen. Das führt dann letztendlich dazu, daß auch
bei weniger dramatischen Ereignissen alle gleichzeitig kaufen oder
verkaufen wollen. Doch für Sie sollte das kein Problem, sondern
vielmehr eine riesige Chance sein. Wir empfehlen Ihnen daher:
Alles, was Sie aus dem
Bereich der Börsenpsychologie haben müssen, sind genau die zwei
Eigenschaften, die den anderen fehlen: Geduld, auf den richtigen Moment
zum Kauf oder Verkauf zu warten und den Mut, etwas anderes zu tun als
die Masse der Anleger. Und diese beiden Eigenschaften kann man lernen!
Auf diese Weise können Sie mit der richtigen psychischen Einstellung
Gewinne erzielen, von denen andere ihr Leben lang träumen werden!
Verhaltenssüchte
wie SPIEL- oder MAGER-Sucht breiten sich immer mehr aus
06.12.2000
(dpa) Experten befürchten die stärkere
Ausbreitung so genannter Verhaltenssüchte in
Deutschland. Manien wie Spielsucht (uA: sprich "ZOCKEN"
an der Börse) oder Mager- bzw. (uA: Fress-)Sucht
würden immer stärker um sich greifen, sagte der Leiter der
Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung von
Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Siedelberg, am Dienstag in Schwerin.
Auch die Arbeitssucht werde zunehmend zum Problem. Besonders
kritisch werde die Situation durch das Vordringen «neuer Süchte»,
wie etwa der Internet-Sucht. «Die Konsumangebote werden immer
aggressiver. Zwangsläufig steigert dass auch den Missbrauch und
letztlich die Sucht», sagte Siedelberg am Rande der 1.
Norddeutschen Gespräche zur Suchtprävention. Siedelberg warnte,
das Thema Sucht auf Rauschgift oder Alkohol zu beschränken. «In
Deutschland sterben jährlich 2000 Menschen an Rauschgift und 40.000
an Alkoholmissbrauch, aber allein 110.000 durch Tabak», sagte der
Drogenexperte. Auch Verhaltenssüchte könnten schwerwiegende
soziale Auswirkungen haben: «Ein Spielsüchtiger braucht jeder Tag
mehr Geld als ein Heroinsüchtiger. Die Folgen sind oft fatal und können
in die Kriminalität führen.» Siedelberg forderte vom Gesetzgeber,
stärker gegen Süchte vorzugehen. Ein Alkoholverbot im Straßenverkehr,
Reglementierungen für die Werbung und die konsequente Durchsetzung
der vorhandenen Gesetze seien nötig. (pd)
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Joachim
Goldberg: Der Tempelstürmer
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Der langjährige Analyst bei
der Deutschen Bank gilt als derjenige, der in Deutschland
den Weg für "Behavioral Finance" geebnet hat.
Kurz gesagt: Behavioral Finance widmet sich dem Mensch und
seinen (ewig gleichen) Fehlern - an der Börse wie im Leben.
Zusammen mit Rüdiger von Nitzsch hat er im vergangenen Jahr das
gleichnamige Buch herausgebracht, das sich wohl nicht zuletzt
deshalb so gut verkauft, weil sich der Leser zwar ertappt fühlt,
gleichzeitig aber auch ermutigt wird, alte Handlungsmuster über
Bord zu werfen. Und das ganze geschieht in einem Stil, der so
gar nicht dem drögen Sprachstil vieler Fachbücher entspricht.
(Siehe auch unsere Rezension...)
Joachim Goldberg über die Börse als Tempel, Erziehung und
seine Wandlung vom Kopfmenschen zum Herzmenschen...
Was bedeutet Ihnen Geld?
Joachim Goldberg: Ich bin nach
dem Knappheits-Gesetz erzogen worden. In meiner Kindheit wurde
mir immer ein der Eindruck vermittelt - auch wenn es gar nicht
gestimmt hat - dass zwar Geld vorhanden ist, aber nicht viel.
Unter diesem Einfluss wollte ich schnell einen Beruf erlernen
und viel Geld verdienen, um mich von zu Hause abzunabeln. Geld
hat heute allerdings einen sehr stark abnehmenden Grenznutzen für
mich - sobald meine Grundbedürfnisse gedeckt sind, brauche ich
eigentlich nicht viel mehr. Ich brauche zum Beispiel kein Auto.
Luxus ist für mich ein gewisser kleiner Konsum: in Form von
sehr gutem Wein oder ab und an sehr gut Essengehen.
Welche war Ihre erste Aktien?
Joachim Goldberg: Das war eine
Belegschaftsaktie der Deutschen Bank, die ich während meiner
Ausbildung kaufte, also ein eher passives Engagement. Heute habe
ich keine einzige Aktie im Depot. Es wäre fatal und auch nicht
redlich, würde ich eine Aktie analysieren und diese auch selbst
besitzen.
Dann kauft Ihre Frau wohl die Aktien?
Joachim Goldberg: Nein, meine
Frau kauft Investmentfonds. Sie fällt die Vermögensentscheidungen
für die Familie. Das hat den Vorteil, dass sie Laie ist und
dann nicht die Gefahr der Selbstüberschätzung besteht, wie das
oft bei Profis der Fall ist.
Worin sehen Sie den Erfolg von "Behavioral Finance"
begründet?
Joachim Goldberg: Börse ist für
viele Menschen ein Tempel, wo ein großes Schloss davorhängt
und sie glauben, eine Weihe dafür zu brau- chen. Ich sehe es
als meine Aufgabe an, Börse transparent zu machen - nicht
unbedingt den Tempel zu entweihen, sondern den Leuten zu zeigen:
Da ist gar nichts, dazu braucht man nicht riesengroße Kennt-
nisse oder ein tiefgreifendes Studium. Man muss nur die
Spielregeln kennen - wie überall im Leben.
Wer kauft eigentlich Ihr Buch?
Joachim Goldberg: Das weiß ich
nicht ganz genau. Ich bin absolut er- staunt über die guten
Verkaufszahlen. Wir sind in der dritten Auflage, haben in einem
Jahr weit über 10.000 verkauft, was für ein Fachbuch mit einem
solch schwierigen Titel sehr beachtlich ist. Es hat sich schnell
herumgesprochen, dass ein starker Bezug hergestellt wird zu den
Feh- lern im Privatleben. Das, was die Menschen im Privatleben
falsch machen, machen sie auch an der Börse falsch.
Sicherlich sind auch eigene Erfahrungen eingeflossen...
Joachim Goldberg: Natürlich. Am
Anlageverhalten äußert sich die Erzie- hung. Mein Vater war
ausgesprochen bescheiden, meine Mutter auch. Sie haben sich
selten was gegönnt. Mir wurde manchmal klar, wie sinnlos ein
solches Verhalten ist. Kein Mensch weiß, was morgen passiert -
und genauso ist es an der Börse. Wenn ich mein eigenes Leben
betrachte, war ich jemand, der sehr risikoscheu war und alles
kontrollieren wollte. Geändert hat sich das mit meiner
Scheidung: Da- nach fing ich wieder bei Null an und erhielt die
Chance, mein Verhalten zu ändern und einige Dinge anders zu
tun.
Was machen Sie heute anders?
Joachim Goldberg: Behavioral
Finance hat mich dazu gebracht, einige Dinge konsequent zu
vermeiden. Etwa Schlangestehen oder Warteschlei- fen beim
Telefonieren, wo man sich nach 15 Minuten immer noch selbst
beschwichtigt und sagt: Noch eine Minute, noch eine Minute und
sich dann am Ende fürchterlich ärgert und den Hörer auflegt.
Mit solchen Dingen verderben sich manche Menschen konsequent das
Leben.
Inwiefern unterscheidet sich die Resonanz zwischen Laien und
Profis auf Ihr Buch?
Von Kleinanlegern höre ich
unisono den Kommentar: Ich erkenne mich in dem Buch wieder. Von
Profis höre ich versteckt eher Einwände wie: "Vieles
wissen wir schon." Dann frage ich wiederum: "Und, was
machen Sie denn dagegen?" Die Antwort: "Eigentlich
nichts." Häufig begegne ich auch Leuten, die mir gestern
noch zustimmten, dass sie in ihrem Anlageverhalten etwas ändern
müssen, doch mich heute bitten: "Ach lassen Sie mich doch
einmal noch so vorgehen, wie ich bisher auch vorgegangen
bin." Das ist wie mit der Diät, die man nie anfängt...
Lehnen Technische Analysten "Behavioral Finance" ab?
Joachim Goldberg: Sie lehnen sie
nicht direkt ab, aber Fundamental-Analysten sind eher bereit,
sie anzunehmen. Bei den Technischen Analysten fällt die
Akzeptanz schwerer. Eigentlich könnten die dank der Behavioral
Finance endlich Teile der Technischen Analyse beweisen, die
bislang nicht zu beweisen waren.
Warum wurden Sie Technischer Analyst?
Joachim Goldberg: Dazu bin ich
eigentlich verdonnert worden. Das war 1983. Damals hatte ich
gerade meinen Bankfachwirt gemacht und mein Chef meinte:
"Mensch, Sie sind ganz gut in Theorie. In den USA gibt’s
was Neues und das heißt Technische Analyse, machen Sie das
mal!" Anfangs war ich damit fürchterlich unglücklich,
habe aber bald gemerkt, dass an der Analyse was dran ist und
dass sie funktioniert - vielleicht auch in der Überschätzung
meiner eigenen Fähigkeiten. Plötzlich wurde aus dem etwas zu
langsamen Händler jemand, der den Leuten sagte, wo es langgeht.
Es war ein langer Prozess, bis ich erkannte, dass ich nicht der
liebe Gott bin.
Wann wandten Sie sich von der Technischen Analyse ab?
Joachim Goldberg: Ich wusste
immer, dass es bei den Händlern nicht vollkommen rational
zugeht. Schließlich habe ich meine Kollegen beobachtet und
gesehen, wie sie gehandelt haben. Und ich begriff,
nichtrationales Handeln ist kein Zufall, sondern systematisch.
Anfangs dachte ich, dass das mit dem menschlichen Gehirn zu tun
haben muss. In Bewegung geriet die Sache dann, als ich bei einem
Vortrag an der Uni Aachen eine Diplomarbeit über die
Prospect-Theorie in die Hände bekam. Die Arbeit belegt, dass
Menschen Verluste stärker bewerten als Gewinne in gleicher Höhe.
Wo verorten Sie Finanzleute im Rahmen von "Behavioral
Finance"?
Joachim Goldberg: Wenn Sie die
Kategorien anlegen Bauchmensch -Kopfmensch - Herzmensch,
dann ist der schnelle Händler oft der typi- sche Bauchmensch.
Kundenberater und Verkäufer sind Herzmen- schen, und Analysten
gehören in die Kopf-Kategorie. Letztere zeichnen sich ja
dadurch aus, dass sie meist nicht handeln. Nicht weil sie das
nicht wollen, sondern weil sie viel zu sehr mit dem
Kontrollieren be- schäftigt sind. Sie besorgen sich unentwegt
Informationen, damit sie nicht das Gefühl haben, verloren zu
sein. Und viele unter ihnen lehnen Psychologie ab - aber nicht
aus dem Grund, weil sie mathematisch nicht formulierbar ist,
sondern weil sie Angst davor haben. Das Eintreten des
Unerwarteten ist für Kopf-Menschen äußerst bedrohlich.
Sie haben sich als Kopfmensch beschrieben. Demnach hätten Sie
nicht als Händler arbeiten können...
Joachim Goldberg: Stimmt. Ich
habe zwar als Händler angefangen, dann aber gemerkt, dass ich
nicht dazu geeignet bin. Aber ich habe mich ver- ändert. Heute
bin ich viel emotionaler und eher Herzmensch.
Zurück zur Angst. Wovor fürchten sich Analysten?
Joachim Goldberg: Schwer zu
sagen. Vielleicht vor sich selbst. Ich habe mich ein wenig mit
den Motiven von den drei Typen beschäftigt und bin zu dem
Ergebnis gekommen, dass der intuitive Mensch bewahren möchte,
was er erreicht hat und sich routinehaft auf den Bauch
verlässt. Der emotionale Typ ist auf andere Menschen
angewiesen, um sich selbst zu bestätigen. Beim Kontroll-Typ,
also beim rationalen Typ, habe ich den Eindruck, dass das
Hauptmotiv Angst ist, Angst vor dem Ungewissen.
Aber beschäftigen sich Analysten nicht den ganzen Tag mit dem
Unge- wissen?
Joachim Goldberg: Sie
analysieren, aber sie handeln in der Regel nicht. Sie scheuen
das Feuer.
In Amerika gibt es den Trend, dass immer mehr Leute in den
Banken Einzug halten, die mehr als von Wirtschaft etwas von
Menschen verstehen. Gibt es einen solchen Trend auch in
Deutschland?
Joachim Goldberg: Das würde ich
begrüßen, aber davon sind wir noch weit entfernt. Zwar habe
ich kürzlich von einem Theologen gehört, der als Kundenberater
eingesetzt wurde, aber das ist eine Ausnahme. Gerade Psychologen
hätten einen ganz großen Vorteil. Man müsste viel mehr
Psychologen in der Wirtschaft einsetzen. Doch man nehme nur die
so genannten Betriebspsychologen. Die Bezeichnung ist ja
hierzulande fast ein Schimpfwort. Wer zu einem
Betriebspsychologen geht, der bekommt ja erst ein Problem. Aber
ich glaube, das ist ein ziemlich deutsches Phänomen.
War die Zusammenarbeit mit Rüdiger von Nitzsch und Ihnen, also
die zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein Glücksfall oder
Zeichen für einen allgemeinen Trend?
Joachim Goldberg: Ich glaube,
unser Verhältnis war eines der gegen- seitigen Offenheit. Ich
suche den Kontakt zu den Unis - ganz einfach aus dem Grund, weil
ich nicht diplomiert habe. Wenn ich also sicher gehen will mit
dem was ich denke, muss ich jemanden haben, mit dem ich darüber
sprechen kann, der sagt: "Du bist auf dem Holzweg"
oder "Du liegst richtig". Andererseits möchten die
Unis natürlich auch gerne mehr in die Praxis gehen, finden aber
oft nicht den Zugang, weil die Praktiker sehr häufig sagen:
"Oh, das ist ein Elfenbeinturm". Für die Praktiker
ist die Universität eine heilige Halle wie sie für andere die
Börse ist.
Sie haben sich mit der Cognitrend GmbH selbständig gemacht.
Warum haben Sie die Deutsche Bank verlassen?
Joachim Goldberg: Wir wollen
anderen zuvorkommen und Behavioral Finance weiter verbreiten.
Ich wollte immer, dass Behavioral Finance bewertbar, umsetzbar
und verkaufbar ist in der Realität. Da wir in Europa annähernd
konkurrenzlos sind, bietet es sich geradezu an, sich selbstständig
zu machen. Das Umfeld des Investmentbanking hätte uns
vermutlich eingeschränkt. Durch den Leistungsdruck im
Bankenumfeld entsteht eine Tendenz, wo schnelle Erfolge sehr
hoch bewertet werden, während mittel- bis langfristige Erfolge
keine allzu große Rolle spielen. Dadurch setzt Kurzfristigkeit
im Denken ein - und die Bereitschaft, in Forschung und
Entwicklung zu investieren lässt nach.
Wie soll man sich Ihr Computergehstützes Handelssystem
vorstellen?
Joachim Goldberg: Kurz gesagt, es
hat keine Emotionen und handelt nach mathematisch formulierten
und programmierten Regeln.
Heißt das, in ein paar Jahren kauft unser Computer für uns
Aktien?
Joachim Goldberg: Bestimmt nicht.
Das Hauptproblem beim Computer- handel ist der Mensch, der ihn
abstellt. Sie brauchen keine Bedenken haben, dass dann nur noch
mit Computern gearbeitet wird. Denn der Computer handelt gegen
unsere Psyche: Er begrenzt Verluste und lässt Gewinne laufen -
im Gegensatz zum Menschen, der viele kleine Gewinne macht und
meistens recht kräftige Verluste. Und es sind die kleinen
Verluste, die die Menschen piesacken. Folgen zwei, drei kleine
Verluste aufeinander, kommt der Mensch in Versuchung, den
Computer auszu- schalten - insbesondere, wenn die Analysten
etwas ganz anderes sagen als der Computer. Und dann meint der
Mensch, er müsse den Computer vor sich selbst schützen.
Das Interview führte Yvonne
Reichmuth
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Ich
geb's auf...
Eine krasse "Gefühlsäußerung" am
(schrecklichen Börsentag, an
dem Tiefstkurse zu sehen waren) 18.10.2000, also
einen Tag vor dem
gefürchteten 19.10. eines jeden Börsenjahrs (uA)
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Von Marvin vanBolt
(Instock, New York)
Hauen Sie ab, lesen Sie um
Gotteswillen nicht diesen Artikel. Das hier ist nichts für Sie.
Dieser Artikel ist nur für mich. Der ganze Aktienmarkt kotzt
mich an, und ich muss meiner Frustration jetzt freien Lauf
lassen.
Meine aktuelle Hass-Hitliste:
Ich hasse den Präsidenten und
den Kongress dafür, dass sie kein Gesetz verabschiedet haben,
um den Aktienhandel in der zweiten Oktoberhälfte zu schließen.
Zur Hölle, jeder erinnert sich an den 19. Oktober 1987 - der
Tag, an dem der gesamte Markt auf 2.500 Punkte nach der heutigen
Dow-Zusammensetzung abstürzte. Und was ist mit dem
557-Punkte-Verlust am 27. Oktober 1997? Der große Crash von
1929 war ebenfalls Ende Oktober. Lassen Sie uns einfach all den
Schmerz vergessen.
Wo wir gerade von Schmerz reden,
ich kann mich noch daran erinnern, als mein Arzt mir sagte: Sie
haben einen Nierenstein. Er würde wieder verschwinden, aber
vorher eine Menge Schmerzen bereiten. Das erinnert mich an die
jetzige Börsenstimmung. Ich hab ihn wirklich gehasst.
Ich hasse Leute, die sagen:
"Kaufen Sie billige Aktien und halten Sie diese
langfristig." Sie lieben es, Warren Buffet als gutes
Beispiel hochzuhalten. Aber das letzte Mal, als die Aktien
seines Unternehmens - Berkshire Hathaway - eine wirklich gute
Rallye hingelegt hatten, war als die großen Aktienbestände von
Berkshire Hathaway, Coca Cola und Gillette, stiegen. Diese
Unternehmen waren zu diesem Zeitpunkt nicht unterbewertet. Die
Aktien stiegen, weil die Unternehmen plötzlich Millionen von
neuen Kunden in den aufstrebenden Wachstumsmärkten gewinnen
konnten. Ob Mr. Buffet es nun zugibt oder nicht, sein letzter
erfolgreicher Coup gelang ihm, weil er den Trend zur
'Globalisierung der Welt' erkannte, der einige Aktien
hochpuschte.
Ganz besonders hasse ich die
Forderung: "Man muss langfristig investieren". Damit
rechtfertigen sich bloß diese sogenannten "Value
Investors", die überwiegend in unterbewertete Aktien
investieren. Sie brauchen Gründe dafür, warum sie an ihren
Verlierern festhalten. Billige Aktien sind fast immer verbunden
mit schlechten Unternehmen, also warten die Aktionäre immer auf
den Turnaround des jeweiligen Unternehmens, der sich vielleicht
schon nächsten Monat ereignen könnte, oder nächstes Jahr,
oder nie. Wenn billige Aktien steigen, geschieht das etwa nicht,
weil sie unterbewertet sind. Der Grund ist gewöhnlich, dass
unerwartet gute Dinge in einem Unternehmen starten. Egal, wie
sagt doch das Sprichwort: Auf lange Sicht sind wir alle tot. Wer
möchte schon bankrott sterben - immer noch wartend auf den
Langzeit-Erfolg?
Ich hasse es, wenn wir
'Investieren' mit 'Spielen' verwechseln. Letztendlich machen wir
doch nur Folgendes: Wir picken uns eine Zahl heraus (eine Aktie)
und setzen Geld darauf, dass sie steigt oder fällt. Hey, wenn
es doch läuft wie eine Ente, und quakt wie eine Ente? Richtig,
dann ist es auch eine Ente.
Aber die absolute Wahrheit ist:
Ich hasse den Aktienmarkt.
Jetzt sollte ich Ihnen wohl etwas
über das Maximum an Schmerz, Zorn und Frustration erzählen,
die immer dann zur Stelle sind, wenn der Markt am Boden ist.
Aber ich werde es nicht tun. Soll der Ausverkauf doch einfach
weitergehen. Nennen Sie mich ruhig Kontra-Indikator, wenn Sie
wollen. Ist mir doch egal. Ich geb's auf. ;-)
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- INSIDER-Geschäfte:
Nach einem Bericht im Berliner TAGESSPIEGEL vom 08.02.00 erziele
die
Aufsichtsbehörde nur 53 % Trefferquote beim Aufspüren
von Insidern. Dagegen hätte
man in der Uni Mannheim bei einer einfachen regel- und computerbasierten
Börsen-
simulation 70 Prozent erreicht. "Bei der Jagd nach
Insidern sollte sich die Aufsicht als
ersten Anhaltspunkt genau das Handels-VOLUMEN anschauen."
Sobald jedoch auch
uninformierte Händler einen großen Umsatz aufweisten, reiche dieser
Indikator allein
nicht mehr aus. Dann entscheide der Zeitpunkt der Ad-Hoc-Meldung, einem wichtigen
Börsen-Steuerungselement. Steige das Handelsvolumen VOR
offizieller Bekanntgabe
einer (u. Einfügung: positiven) Nachricht bei einzelnen Akteuren
sprunghaft an, liefere
das einen Anhaltspunkt für Insiderhandel. Zur Zeit müsse
man sich sehr ungeschickt
anstellen, um aufzufliegen. Das Behörden überhaupt Insidern
auf die Schliche kämen,
läge häufig nicht an ausgefeilten Gesetzen der Aufsichtsmethoden,
sondern vielmehr an
zwischenmenschlichen Streitereien. Nach Erkenntnissen der US-Börsenaufsicht
(SEC)
flögen 41 Prozent der bekanntgewordenen Insider-Geschäften
durch Anzeigen von
Angehörigen, Berufskollegen oder Nachbarn auf. Lediglich 9
Prozent der Fälle hatten die
Ermittler der Börsenaufsicht selbst ermittelt und angezeigt.
Unsere Anmerkung: Wie
wenige Fälle werden das dann bei uns erst sein.
- Kursbeeinflussung "HALTE-
und VERKAUFs-Empfehlungen beeinflussen bereits vor
Veröffentlichung die
durch Analysten:
Kurse.
Um INSIDER-Verdacht vorzubeugen, sollten sich die Analystenhäuser
selbst binden." So
beginnt ein Bericht des Prof. W. Gerke, Uni Erlangen-Nürnberg, im
HANDELSBLATT
vom 20.10.98:
Danach befänden sich die Analysten in einem Dilemma. Bewirkten ihre
Kauf- und
Verkaufsempfehlungen keine Kursreaktionen, würde man abfällig
kommentieren, dass der
Markt sie nicht ernst nähme. Sind dagegen ihre Ratschläge
kursrelevant, müssten sie
mit dem Vorwurf rechnen, sie würden die Kurse manipulieren.
Reagierten dagegen die
Kurse bereits vor dem Tag der Empfehlung, so würde es besonders heikel.
Denn jetzt
wären sie dem Verdacht des INSIDER-Handels ausgesetzt.
Die detaillierteren Ausführungen werden
fortgesetzt.
Hacker
als Fälscher im US-Börsengeschehen
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